Als kontemplierender Passant durchstreife ich gerne Warenhäuser ohne Einkauf. Immer wieder bestaune ich die Hochleistungsversorgung oder nehme Notiz von Einkäufern, die gestresst sind. Besonders Pärchen fallen auf, wenn sie die Idealvorstellung ihrer Gemeinschaft haarscharf verfehlen.

Einkäufe sind offenbar eine ernste Sache. So befiel mich eine weltpolitische Untergangsstimmung: Wenn die Leute schon beim Einkauf so angespannt sind, dürften sie wohl dann, wenn ihre Versorgung ins Stottern gerät, zu Bestien ausarten. Denn die Selbstbedienung täuscht über eine grandiose Abhängigkeit hinweg.

Auf einmal sah ich uns Moderne als Menschen, die ein Windhauch in Panik versetzt. Verwöhnung gilt für schäbig. Aber man bedenke, dass dem Konsum bei aller Ausbeutung gelungen ist, was keiner hochfliegenden Moral oder Politik je längerfristig glückte. Nämlich Frieden unter Menschen zu schaffen. Zwar reden sie nicht miteinander, vielleicht der Blösse wegen, die wir erdulden, wenn unser Einkauf bei der Kasse auf dem Band verteilt liegt. Aber die Leute schlitzen sich nicht mehr die Kehlen auf. Darin besteht der Vorzug. Man denke an Hungerrevolten 1847. Beispiele dieser Art gäbe es zuhauf. Heute genügt ein Blickkontakt. So wird klargestellt, dass man sich in Ruhe lässt.

Genau diese Art Friede schien mir auf einmal gefährdet. Die Vermutung, dass der Westen an seinen Rändern mordet, kam mir schlüssig vor. Wer seine Sicherheit sabotiert, wird ausgemerzt. Denn verwöhnte Menschen, die sich gefährdet wissen, zerfleischen sich gegenseitig, so das Kalkül. Die moderne Versorgung ist also ein Bestienvermeidungssystem, eine Mischung aus Perfektion und Nervosität.

Schockiert von diesem Bild, das mich ungefragt befiel, sah ich, als ich das Warenhaus verliess, Soldaten bei Strellson Herrenmode Wache schieben.

Zum Glück waren es nur uniformierte Zusteller mit Mütze, Piepser und Quittiergerät.