Damals war ich besonders entspannt. Die Abendsonne strich mir übers Gesicht, sobald der Zug in die Kurve ging.

Ungeplant hatte ich mit ein paar Jugendlichen am See abgefeiert. Nach zwei Wochen mit Prüfungen liessen sie Dampf ab wie die Bierdosen, die sie ungeöffnet umher kickten, da das Bier fade war. Und sie wickelten ihre Güffs und liessen ihre Musik erdröhnen.

Da erschienen Uniformierte und befahlen uns auf eine Linie. Brav stand ich da, die Mappe unter dem Arm, ich erwog zu fliehen, aber die Folgen, wenn sie mich einfingen, hielten mich davon ab. Schon hörte ich mich auf dem Posten Ausflüchte vorbringen, ich sei der Onkel des einen oder Ähnliches. Umgekehrt brachte ich es nicht fertig, mich als zufälligen Passanten fortzustehlen. Über Funk hiess es, man müsse hier erst ein paar auseinandernehmen.

Der eine Beamte trat nahe an einen Jugendlichen heran, ich vermutete, um seinen Atem zu riechen, vielleicht gehörte dies zum vollständigen Programm dieses Auseinandernehmens. Aber es soll dabei um Provokation gegangen sein, wie ich später erfuhr.

Da hörte ich jemanden in meiner Nähe im Flüsterton auf diese Parkwächter fluchen. Erst jetzt erkannte ich meinen Irrtum, ich sah Polizisten, wo keine waren. Am liebsten hätte ich mich zappelnd vor Freude auf den Boden geworfen

So hüpfte ich später in den Zug und liess mich im Polster nieder. Die Erleichterung wirkte tief und nachhaltig, ich fühlte mich stark und sicher. Dafür gab es eigentlich keine Rechtfertigung, für Sicherheit nur bedingt, keineswegs aber für meine Stärke. Dennoch sah ich die Sonne auf einmal als eine Lampe, die wie jede Lampe nur das Dunkel um uns erhellt.

Ein Lichtkorn unter vielen.

Es kam mir vor, als rückte diese Sichtweise all die Kleinlichkeiten, die uns zum Hals reichen oder über den Kopf wachsen, auf diesem beleuchteten Stück Planet in wohltuender Weise erst zurecht.

Man kann dies pubertär finden, sowie es für albern gilt, mit Jungs abzufeiern. Diese Sichtweise ist genauso realistisch wie die Kritik, mit der wir den Alltag pflichtschuldigst meistern.

Daher: Welche Realität darf es sein, bitte schön?