Es wird gemunkelt, Griechenland verschlinge Fördergelder, weil Europa die Wiege des abendländischen Denkens keinesfalls im Stich lassen werde. Das wäre beiderseits eine ziemlich peinliche Geschichte.
Europa müsste sich nur schon von der Demokratie Athens beschämt abwenden, denn ohne versklavten Unterbau war sie damals nicht zu haben.
Aber die Philosophie! Auch wenn ich über Jahre in sie vertieft war, sehe ich kaum mehr Glanz und Hoheit dieses Tuns. Philosophie geniesst unter Laien unverdienten Kultstatus. In Fachkreisen klärt sie begriffliche Zusammenhänge. Dabei verbreitet sie eher Ärger, als dass sie für die Wissenschaft Nutzen abwirft.
Philosophie bedeutet eigentlich, dass wir Fragen, die in alltäglichen Verhältnissen eindeutige Antworten bekommen, auf Bereiche übertragen, bei denen das nicht der Fall ist. Wir fragen nach dem Wer, dem Was, dem Woher und Wohin, dem Warum und Wozu. Das praktische Leben veranlasst uns, diese Fragen zu stellen. Wir stellen sie, da wir in Arbeit eingebunden sind und in Gruppen leben. Wer nun feudalerweise unabhängig lebt und nichts zu tun hat, überträgt diese Fragen aus verspielter Langeweile auf Bereiche makrokosmischer Grösse wie Leben und Welt. Oder er überträgt sie auf sich selbst.
Sein Denken tritt sozusagen im Leerlauf.
Was ist die Welt? Warum bin ich? Wozu gibt es Leben? Themen dieser Art werden mit Mitteln des Alltags befragt, aber sie gehören nicht dazu. Diese Fragen passen vielleicht gar nicht in den Bereich makrokosmischer Übergrössen. Aber andere Fragen kennen wir nicht. Sie sind in Verhältnissen des Mesokosmos gebildet worden und werden zunächst und wohl nur ihnen gerecht. Der Zugang zu Welt und Leben, meinetwegen zu Gott und Nirwana liegt jenseits dieser Fragen alltäglichen Ursprungs.
Dieser Gedanke belebt mich ungemein, auch wenn ich weder sonstige Wege noch Mittel dahin wüsste. Aber auch die Frage nach Mittel und Weg ist mesokosmisch fixiert. Ebenso die Vorstellung von jenseits und diesseits eines bestinmmten Bereichs.
Menge, Grund und Ursache, Art und Weise, Richtung, Anfang und Ende, mit all diesen Kategorien suchen wir als Philosophie etwas zu erfassen, das bei jedem Versuch sich anders verbirgt. Diese Unmöglichkeit macht unser Menschsein deutlich. So erfahren wir, was es heisst, in der Noosphäre, der denkenden Schicht des Lebens eingestülpt zu leben.
Was wir philosophisch befragen, stellt kein Woher noch Wohin zufrieden, kein Warum noch Wozu. Es ist weder Nichts noch Alles, weder Ende noch Anfang, es ist nicht einmal ein Etwas und nicht Nichts.
Entschieden kein Tummelplatz für abendländisches Denken.
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