Blocher stellt Schweizer Maler aus. Diese Auslese hat mit Kunst nichts zu tun. Sie ist wie zu erwarten politisch.
In der Sammlung findet sich kein Strich 20. Jahrhundert. Zwar ist dieser Zeitraum den Daten nach vertreten, aber der Gehalt der Bilder atmet ältere Zeit. Es sind keine Idyllen, wohlgemerkt. Harte Arbeit, karges Wohnen, Kindstode. Die Szenen spielen vor dem Alpstein im weiten Sinn als Festung und Schutz vor Weltenwind und Völkerstrudel.
Die Bilder zeugen von einer zähen Volkstümlichkeit, die nötigenfalls Blut und Asche in Kauf nimmt. Überreizt und bissig mündete sie in die Flächenbrände der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts.
Bei den Schweizern allerdings nicht. Dafür sind hier innerfamiliäre Brutalität überliefert, missbrauchte Verdingkinder, repressive Dorfgemeinschaften, angestachelt und diszipliniert von Pfarrern, Ärzten und Lehrern. Frauen waren Kinder vor Gericht. Stolz herrschte vor, die Kränkung von Stolz und die Ahndung solcher Kränkung, die kein Halten kannte.
Kunst bietet meistens ein Gegenprojekt zu ihrer Zeit. Sie übernimmt die Anwaltschaft von Möglichkeiten, die eine Gesellschaft verdrängt, tabuisiert oder denen gegenüber sie gleichgültig ist. Die Welt, für die Blochers Bilder stehen, zeigen trotz ihres Realismus‘ befriedete Gemeinschaften, die es so auch nur fallweise gab.
Ich frage mich, woher heutzutage diese Welt kommen soll, an die Blocher erinnert, wenn sie schon damals nur bedingt garantiert war. Was taugt heute das Gegenprojekt Anker, Dietrich und Giacometti Senior? Das nähme mich wirklich wunder.
Wenn sie Provokation sein soll, was ich reizvoll fände, dann ist die Sammlung wohl unverstanden geblieben.
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