Früher war ich der Überzeugung, ich müsste mich selbst finden. Ich habe Besseres gefunden. In Griechenland. Irgendwann reiste ich ab, niedergedrückt und beschämt von Eifersucht und anderen peinlichen Egoismen meines bisherigen Lebens.

Vor dem Berg Athos sagte ich Nein und fuhr nach Delphi. Einen ganzen Tag verbrachte ich zwischen den Trümmern der Tempelanlage, am Fuss des Parnass, wo die Täler zum Meer hin offen liegen. Bussweise wogten Touristen heran und versickerten wieder.

Dort ergab ich mich der Hitze, genoss Bäder voll Licht, im Stadion oberhalb des Heiligtums, in das Pinien magere Schatten warfen. Bedächtig schritt ich durch versengte Gräser.

In Gedanken sah ich, wie sie früher auf den Handelswegen, die hier kreuzten, Güter verluden. Die Stätte war der Erdmutter geweiht, später dem jungen Gott des Lichts.

Aus Rissen der Erde stiegen Dämpfe auf und brachten Priesterinnen zum Sprechen, die darüber sassen.

Irgendwann vernahm ich ein Ja in mir, wie man ein Wort denkt oder einen Namen. Mehr nicht. Einfach: Ja. Keine plauderhafte Botschaft an das Selbst, keine Erleuchtung. Ein schlichtes Ja, das beinahe überall hinpasst.

Ich war hierhergekommen, es abzuholen. So kam es mir vor.

Und ich nahm es mit in den Bus nach Patras und von dort zurück hierher mit der Fähre, wo ich ins Kielwasser blickte und zusah, wie sich der Schaum der Wellen im lichtdurchspielten Meer verlor.